Um die technischen Herausforderungen zu verstehen, muss man zuerst verstehen, was man da machen will.
Der Staat will sicherstellen, dass bestimmte Kategorien von Daten nur von bestimmten Kategorien von Personen konsumiert werden.
ZB will ein Staat nicht, dass Informationen über das Tiananmen-Massaker an chinesische Staatsbürger gelangen. Wer jetzt einwenden will, dass Altersverifikation was ganz anderes ist, kann das seinem Computer erklären und sich melden, wenn der Computer das verstanden hat. Der Technik ist das egal.
Für die Technik macht es keinen Unterschied, ob ein Video pornografisch ist oder eine Holocaust-Dokumentation. Ein Kanzler Höcke würde das vielleicht auch so sehen.
Die Altersverifikation selber lässt sich datenschutzmäßig recht unproblematisch machen.
Woran es scheitert ist, dass die Pornoseiten das umsetzen müssen. Das werden vielleicht ein paar der Größeren machen, aber kleinere nicht. VPNs sowieso nicht und Torrents fließen auch fröhlich weiter. Ein notgeiler 15-jähriger, der nicht mehr an Pornhub kommt, holt deswegen nicht das Holzspielzeug raus. Der sucht sich seine Titten woanders.
Damit das halbwegs funktioniert, muss man richtig totalitär ranklotzen. Unter China-Niveau läuft da nichts. Wobei politische oder historische Fakten unterdrücken sicher leichter ist. Das interessiert die Leute nicht so sehr.
TLDR ist nich datensparsam und deutlich schlechter als existierende und schon funktionierende methoden bei denen keine identifizierenden daten an nicht vertrauenswürdige stellen fließen.
Eine vertrauenswürdige Stelle soll über ein ausgeklügeltes Protokoll bestätigen, dass ein Anwender einer bestimmten Altersgruppe angehört, also etwa über 12, 16 oder 18 Jahre alt ist.
Das was die hier beschreiben ist zentralisiert und lässt sensible daten (wer, wan, was) an eine sammelstelle fließen.
Ich kenn mich mit Altersverifikationstechnologien (ich liebe die deutsche Sprache) nicht aus, was gibt es denn da und wie funktioniert das (grob)?
Das simpelste System is halt quasi wie im Laden. Du gehst zum Verkäufer (Webseite), legst deinen Ausweis hin (Ein Foto vom Ausweis o.ä.) und zeigst damit dass du alt genug bist. Das is natürlich kacke, weil du willst ja nich dass die Webseiten dich identifizieren und die Infos über dein Nutzungsverhalten weiterverkaufen.
Dann gibts sowas wie die schon implementierte eID Funktion in unseren Personalausweisen.
So wie ich es verstehe, beantragt die Webseite gegenüber dem Staat ein Zertifikat das diese dazu berechtigt eine Selektion an relevanten Daten von Nutzern abzufragen. Das ganze passiert dann in der Praxis über die mit dem Perso per NFC kommunizierende AusweisApp. Das Zertifikat das die Webseite bekommt kann so limitiert werden, dass nur die Information ob man über oder unter einem beliebigen Alter ist abgefragt wird und nicht das Geburtsdatum.
Ob es damit ein Problem gibt und warum es eine alternative braucht, weiß ich nicht.
Dann gibt es noch weniger zentral autoritäre Systeme wie GNU Taler, die einen dezentralen Ansatz mit kryptografischen wallets verfolgen. Damit kenn ich mich aber nicht genug aus um was dazu zu sagen.
Grundsätzlich ist aber ja eh die Frage ob die ganze Altersverifikations Geschichte nicht eine super dumme Idee ist.
Erstmal dankenfür die Infos. Das eID-System wollte ich mir eigentlich schon seit einiger Zeit mal angucken.
Grundsätzlich ist aber ja eh die Frage ob die ganze Altersverifikations Geschichte nicht eine super dumme Idee ist.
Sie ist in einer digitalisierten Welt schlicht notwendig.
Edit: wofür die Downvotes? oO
Sie ist in einer digitalisierten Welt schlicht notwendig.
Nö, hat ja bisher auch ohne funktioniert. Außerdem wird es immer Quellen ohne Verifikation geben.
Für die Erziehung und Kontrolle von Kindern sind Eltern zuständig und nicht der Staat. Eltern Werkzeuge zu geben um digitale Endgeräte entsprechend ihrer Vorstellungen zu limitieren ist da der deutlich realistischere Ansatz, aber auch da muss man vorsichtig sein. All diese Systeme wären einfach für Zensur und Überwachung zu missbrauchen.
Für die Erziehung und Kontrolle von Kindern sind Eltern zuständig und nicht der Staat.
Da ist der Staat anderer Meinung. Rechtlich sind laut Jugendmedienschutz-Staatsvertrag die Anbieter dafür verantwortlich den Zugriff einzuschränken.
Ja no shit denkt der Staat, dass er auf alles und jeden ein Recht hat.
Aber im Ernst mal, in der Praxis hat das bisher Selbstkontrolle durch “Bist du 18?” Banner oder Alters Prüfsiegel auf Produkten bedeutet.
Die Auslegung des Gesetzes ist hier das Entscheidende. Hierbei geht es ja genau darum wie sich diese rechtliche Lage weiterentwickeln soll. Und da ist meine Meinung halt, dass wir nicht in Richtung zentraler Kontrollstellen gehen sollten.
Solange es altersbeschränkte Inhalte und Möglichkeiten im Internet gibt, sind Alterskontrollen notwendig um sie durchzusetzen. Nehmen wir alleine mal Onlineshopping. Ohne Altersverifikation könnten Kids sonstwas bestellen, und dank Paketboxen erfolgt auch keine Alterssichtkontrolle durch Zustellende oder Paketshopmitarbeitende mehr.
Natürlich gibt es jetzt auch schon Wegen, das zu umgehen, aber man muss die Hürden im Netz nicht niedriger ansetzen als im Laden.Oder anders: wie würdest du Jugendschutz durchsetzen wollen?
Ohne Altersverifikation könnten Kids sonstwas bestellen
Das is schlichtweg einfach quatsch. Für online shopping braucht man entweder ne Kreditkarte oder ein Girokonto mit online banking. Beides bekommen Minderjährige nur mit Zustimmung derer Eltern und selbst wenn sie es haben, können Transaktionen durch Erziehungsberechtigte eingesehen werden.
Hier geht es ausschließlich um Medien Inhalte, soll heißen die böse böse Pornographie. Das ganze wird politisch ausschließlich von komischen Puritanern gepusht die denken das die armen Kinder durch Pornographie vergiftet werden. Die selben Leute die immer wieder das Thema der “Chatkontrolle” ausgraben.
Oder anders: wie würdest du Jugendschutz durchsetzen wollen?
Wie im letzten Kommentar beschrieben, Jugendschutz ist und war schon immer Aufgabe der Eltern. Mehr braucht man dazu schlichtweg gar nicht zu sagen.
Wie im letzten Kommentar beschrieben, Jugendschutz ist und war schon immer Aufgabe der Eltern. Mehr braucht man dazu schlichtweg gar nicht zu sagen.
Nein, nicht nur Aufgabe der Eltern. Kindererziehung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die alleine durch die Eltern nicht zu bewältigen sind, insbesondere in einer Gesellschaft, in der die Eltern oft gar nicht genug Zeit für die Erziehung haben, weil beide Vollzeit (oder mehr) arbeiten müssen, um die Familie finanzieren zu können.
Hier geht es ausschließlich um Medien Inhalte, soll heißen die böse böse Pornographie.
Abgesehen davon, dass Pornografie wirklich problematisch ist und gesunde Pornografie ungleich schwerer zugänglich ist (aber das ist eine andere Diskussion), gibt es auch andere Medieninhalte, die nicht für alle Kinder geeignet sind (und die deutlich zu leicht zugänglich sind).
Zum Online-Shopping: ich hatte als minderjähriger ein Girokonto mit Online Banking. Und meine Eltern hatten absolut nicht die Kapazitäten, jede meiner Transaktionen (und die meiner Geschwister) durchzugehen.
Schlussendlich muss man halt auch bedenken, dass Eltern nicht perfekt sind und es auch viele komplett überforderte, unfähige und/oder gleichgültige Eltern gibt, aber auch Kinder dieser Eltern haben ein Recht auf Jugendschutz. Und dann muss der Staat und die Gesellschaft unterstützen. Denn Erziehung und Jugendschutz sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben.
Wie können gerne diskutieren, welche Methoden sinnvoll sind und wie man es mit Prinzipien der Datensparsamkeit und des Datenschutzes in Einklang bringt, aber zu sagen, es sei überflüssig oder Methoden des Überwachungsstaats finde ich fahrlässig.
Es ist deprimierend, wie wenig Pushback es im Netz heutzutage für diesen Unsinn gibt. Ich hab das Gefühl, es gibt viel mehr Autoritarismus und viel weniger Technikverständnis.
Das liegt daran, dass man heute ohne jegliches technisches Verständnis im Netz unterwegs sein kann. Das kritische Netz der technikverständigen Nerds war eine Blase, die es nur solange geben konnte, wie die Technologie noch nicht so verdummt war, dass auch ein kaum dressierter Affe sie bedienen kann.