Ein Junger Neonazi muss zum ersten mal in seinem Leben seine Einstellung begründen und versagt auf ganzer Linie. Laut eigener Aussage ist seine ganze Familie offen rechtsradikal.
Mann kann nur hoffen das seine noch nicht ganz abgedriffteten Freunde ihn da rausretten und er dadurch eine Change im Leben bekommt und er nicht umgekehrt diese da noch mit reinzieht.
Deswegen wurde er ja verpixelt. Klar wärs besser wenn das gespräch mit ner vertrauensperson passiert wäre, aber die sind ja anscheinend die die ihm das erst eingeredet haben, also lieber so als garnicht.
Deswegen gibt es Pressesprecher, weil Interviews vor der Kamera selten auf Augenhöhe geführt werden. Jugendliche oder andere häufig Willensschwache hat man entsprechend sorgsam zu behandeln, weil gerade die, noch weniger die mögliche Tragweite ihrer Aussagen abschätzen können. Wir können nämlich auch nicht abschätzen, ob eine Verpixelung ausreicht, um die Jugendlichen vor jahrelangem Stigma zu schützen. Selbst wenn es der Sache gerecht anmuten mag, ist es einem Willensschwache Menschen mit Behinderung oder gegenüber einem Jugendlichen unverhältnismäßig. Ginge es um Aufklärung hätte ja ein unveröffentlichter Dialog möglicherweise die Täter zum umdenken bewegt, selbstverständlich ohne die mediale Unterhaltung. So schenk man ihnen lieber reichweite und verbreitet Hass für Klicks. Und insgesamt ist das doch eine ziemlich bemitleidenswerter Umgang mit Politik, wenn es nur noch darum geht möglichst viel Reizung für Klicks zu produzieren?
Ein verleiten zu strafrechtlichen Aussagen sehe ich hier auch nicht. Es wurden wirklich nur Fragen gestellt und nichts in den Mund gelegt.
Außerdem muss ich sagen, dass es hier nicht um mediale Unterhaltung geht, sondern um Aufklärung. Es zeigt einfach deutlich, was für eine desaströse politische Bildung hier im Land herrscht, wenn solche Aussagen sich vermehrt durchsetzen können.
Aber ja, man hätte die Stimme aus Identifizierungsgründen nachvertonen können. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es rechtlich gesehen auch geboten gewesen ist. Wenn nicht, dann ist es eine moralische Frage und ich bin mir nicht sicher, ob wir unsere moralischen Standards ausgerechnet bei waschechten Nazis besonders hervorheben müssen. Aber das ist nur meine Meinung.
Ich finde den Standard sollten wir als Gesellschaft beibehalten, dass jugendliche bis ins Erwachsenenalter einen Schutzanspruch haben und dieser von Medienschaffenden entsprechen beachtet wird. Solche abgehängten Jugendlichen haben ja durchaus das Bedürfnis Aufmerksamkeit zu bekommen, sei es durch Gewalt, Hass oder social Media, und da sollte meiner Ansicht nach ein Erwachsener “Journalist” entsprechendes Augenmerk drauf haben. Wenn die Grenz bei Nazis für andere und dich aufgehoben ist, ok, dann bin ich damit gegenteiliger Auffassung in der Minderheit oder alleine.
Hinsichtlich deinem letzten und ersten Absatz stimmte ich durchaus zu, dass wir offensichtlich in der politischen Bildung ein Defizit habe und ergänzend sehr viele Menschen abgehängt werden. Aber wäre das nicht ein richtig guter Ansatz für eine Reportage gewesen, herauszufinden woher die Jugendlichen herkommen und dann sich die Schule mal genauer anzusehen?