Komischer Clickbait-Titel. Da werden wirklich ernste Sorgen formuliert und dann schmälert man das auf ein “lästern”.
Ist ja auch vom Stern (aka BILD light) veröffentlicht. Da kann man keinen gut gemeinten Journalismus erwarten.
Und warum arbeitet man mit einer gewissenlosen Partei zusammen? Wie kann man das mit dem eigenen Gewissen vereinbaren? Oder hat man vielleicht selber auch keins?
Wie kann man das mit dem eigenen Gewissen vereinbaren?
Mit Bauchschmerzen. Macht die sPD ja schon länger so.
Die SPD kriegt vor die Nase gehalten, dass die Alternative schwarz-braun ist. Das ist der Einfluss, unter dem diese Koalitionsverhandlungen stattfinden. Wenn die SPD das nicht macht, werden Menschen sagen, dass sie die Koalition mit der Afd erzwungen habe.
Und deswegen hätte man schon vor Jahren andere Politik machen müssen.
Hindsight 20/20 und so. Den Text können wir uns in Deutschland dann für die Zeit in 70 Jahren merken.
Klar ist das hindsight. Aber man kann auch nicht einfach sagen “hindsight 20/20, ham wa jetz halt Pech jehabt” und nichts tun. Man muss auch Konsequenzen ziehen. Anstelle der SPD müsste das ein Kurswechsel bedeuten, der die Union an die Kandare nimmt, anstatt ständig alles mit Bauchschmerzen™ abzunicken.
Die 16%-Partei kann die 28%-Partei nicht “an die Kandare nehmen”, das ist doch völlig unrealistisch. Vor allem nicht, solange es eine zweite Option gibt, mit der 28%-Partei sich zwar komplett demaskieren würde, die sie aber für machbar hält. Dass das den Untergang der CxU zur Folge hätte, kapiert die CxU ja nicht, bzw. gibt es genug Leute, die sicher auch wechseln würden. Dass die SPD sich gerade im Namen der “staatspolitischen Verantwortung” 100% verbrennt und unwählbar machen wird, ist vielen Genossys glaube ich einigermaßen bewusst, auch wenn es sicher oft ausgeblendet wird.
Die FDP konnte das auch.
Ich glaube, ich wiederhole Zaphod, aber: Die Situation bisher war, dass es entweder Ampel oder Groko geben konnte. Rot-rot-grün hätte keine Mehrheit gehabt. Die SPD hatte die Wahl, sich von der FDP an die Wand spielen zu lassen oder sie lässt sich noch viel härter von der CxU an die Wand spielen. Und 2021 sah es ja ganz gut aus, die Bildzeidung hat aus den Koalitionsverhandlungen nichts erfahren, es gab ein fröhliches Selfie und Volker Wissing brachte Erfahrungen aus der Landesampel mit. Die schlechte Nachricht damals schien, dass die Grünen das Verkehrsressort aufgegeben hatten, um das Außenamt zu bekommen.
Das uns Christian 1 Egotripp kriegen würde, war zwar irgendwie absehbar, aber die Vergabe des Finanzministeriums schien damals nicht das riesige Problem. Letztlich lief es darauf hinaus, dass genau diese eine Ressortvergabe alles kaputt gemacht hat. Selbst ein SPD-Sparhans oder -Sparpeer wäre zwar anstrengend, aber total verträglich gewesen. Uns Christian hat aber auf Destruktion gesetzt.
Das letzte Mal, dass rot-rot-grün funktioniert hätte, war ironischerweise 2005. Damals wurde das aber von der SPD noch aus verschiedenen, im Rückblick nur noch bedingt nachvollziehbaren Gründen ausgeschlossen (“PDS ist die Partei der SED-Schranzen”, “der Lafontaine ist 1 Arsch, mit dem kann ich nicht”). Zudem gab es die gefühlte Erkenntnis, dass Schröder irgendwie am Ende war (wo kam die eigentlich her? hat die Presse uns etwa schon immer manipuliert?).
Die 16%-Partei kann die 28%-Partei nicht “an die Kandare nehmen”, das ist doch völlig unrealistisch.
Hat das jemand Christian Lindner gesagt?
Die schwarz-braune Koalition kommt ja 2029 eh, wenn sich die Politik nicht ändert.