• Saleh@feddit.orgOP
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    2 months ago

    Willst du mir jetzt ernsthaft andichten, dass ich Nazipositionen verteidigen würde, weil ich Siedlerkolonialismus, wie er unter anderem von den Nazis in Polen betrieben wurde, ablehne?

    Den zweiten und dritten Satz hast du dabei anscheinend überlesen, daher noch mal:

    Dazu kommt im Fall des zweiten Weltkrieges noch, dass dieser nicht nur durch Deutschland angefangen wurde, sondern sogar durch den deutschen Überfall auf Polen. Damit hat Polen als Verteidiger gegenüber dem Angreifer noch mal eine besonders berechtigte Stellung.

    EDIT: Zur Problematik der “Vertriebenen” Deutschen finde ich zweiAussagen interessant. 1. Aus dem taz Artikel:

    Also sprach Franz Josef Strauß (CSU) im Februar 1970: „Ich weigere mich, den Untergang des Deutschen Reiches durch eine Politik des Ausverkaufs ohne Gegenleistungen zu besiegeln.“

    Damit zeigt sich, dass das deutsche Reich offenbar in den Köpfen führender Westdeutscher Politiker noch fortbestand, woraus sich auch implizit die Intention ableiten lässt, erneut die europäischen Nachbarn überfallen zu wollen.

    Und 2. aus dem Wikipediartikel

    Die Zahl derjenigen Deutschen, die als „vertrieben“ erfasst werden, hängt zunächst von der Frage ab, was unter dem „Vertreibungsgebiet“ verstanden wird. So wurden die ca. 250.000 Deutsche, die in den ersten Jahren nach Kriegsende aus Dänemark nach Deutschland umgesiedelt wurden, ebenso wie die ca. 225.000 Menschen, die 1946 als aus Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und den Benelux-Staaten stammend registriert wurden, später statistisch als Vertriebene gezählt. Etwa die Hälfte aller als Vertriebene bezeichneten Menschen hatte ihre Heimat zu Kriegsende bereits verlassen. Wie viele Deutsche dabei aus eigenem Entschluss geflüchtet waren, ist unklar. Die bundesdeutsche Statistik zählt auch diejenigen als Vertriebene, die in den Jahrzehnten nach Abschluss der Zwangsumsiedlungen freiwillig in die Bundesrepublik Deutschland auswanderten. „Durch die historisch ungenaue Verwendung des Begriffs ‚Vertreibung‘“, resümieren Eva und Hans Henning Hahn, „lassen sich aus den Zahlen der in der Bundesrepublik registrierten Vertriebenen kaum Informationen darüber ableiten, wie viele der Vertriebenen überhaupt eine Vertreibung erlebt haben.“

    Es wurden unscharfe Kategorien geschaffen, um die Statistik größer werden zu lassen, sicherlich nicht zuletzt um antikommunistische Narrative zu befeuern.

    • sobanto@feddit.org
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      2 months ago

      Ich rede hier von der Position der CDU und den Vertriebenverbänden Ende der 60er Jahre. Die Gebiete um die es damals ging waren seit Jahrhundert deutsch, mit deutschen Bevölkerungen. Auch vor den polnischen Teilungen war das Deutsch. Das hat mit Siedlungskolonialismus ähnlich viel zu tun wie Sachsen.

      Das ist primär zur verdeutlichung dass eine monokausaler zusammenhang zwischen Menschen wurden vertrieben und andere dort angesiedelt sehr undifferenziert ist. Aber gut, anderes Beispiel: Vertreibung der Hugenotten aus Frankreich. Oder bleiben wir in Deutschland, Reichsdeputationshauptschluss mit Säkularisierung und entsprechenden Auflösung der Klöster. Auch hier werden Menschen aus ihrem Leben gerissen und (teilweise) vertrieben. Dass hier entschädigt wurde (und weiterhin wird, absoluter Schwachsinn, aber die Politik kommt hier seit über 100 Jahren irgendwie nicht in die Pötte) ändert nichts daran dass etliche Mönche und Nonnen nicht freiwillig gegangen sind.

      Einer geht noch: Im Versailler Vertrag wurde das Elsass (mal wieder) zu Frankreich geschlagen. Die reichsdeutschen Beamten und nach 1871 Zugezogene und deren Nachfahren (300.000 Menschen) mussten das Elsass verlassen. Versailles wurde praktisch mit vorhaltener Waffe erzwungen. Völkerrechtlich korrekt, aber defintiv gegen die Bevölkerung die auch 1871 (also vor 40 Jahren wieder bei Deutschland) überwältigend deutsch sprach.

      Mit der Begrüßung “Vertreibung - >illegale Menschen” bekommt man grandios ein irrsinnigen Revanchismus begründet die uns deutsche und Franzosen über Jahrhunderte in Krieg auf Krieg auf Krieg gestürzt hat. Als Mensch der regelmäßig im Elsass ist so eine Vorstellung unerträglich, ich brauch keine Wiederholung von z.B 1689 in der der gesamte Oberrhein verwüstet würde. Und gesamt ist keine Übertreibung, quasi jede Stadt, jedes dorf war hier von massivsten Zerstörungen durch die Franzosen betroffen.

      TL;DR: Ein pauschale “Hier wurden Menschen vertrieben, wer jetzt hier lebt ist illegal” was im ersten Kommentar angedeutet wird ist entweder dumm und populistisch, oder sehr fragwürdig da dadurch problemlos Positionen begründet werden können die Europa problemlos wieder ins 18. Jahrhundert mit seinen Kriegen katapultieren können.


      Edit zu deinem edit: Selbst wenn man nur ein Fünftel der aktiv vertriebenen nimmt und der Rest vor der roten Armee im Krieg floh (und die aus anderen Ländern ignoriert usw) wurden massive Gebiete durch Androhung von Gewalt von einer deutschen Bevölkerung geräumt. Da die Argumentation nur auf Vertreibung , nicht auf die Menge der (oder andere Nuancen wie was vorher passiert ist) abziehlte ist das effektiv auch nicht relevant. In einer solchen Stammtischparole geht so was halt schlecht.